Das Internet, einst ein Vorreiter für Innovation und benutzerzentriertes Design, ist für viele zunehmend zu einer Quelle der Frustration geworden. Es zeigt sich ein bekanntes Muster: Eine vielversprechende neue Website oder App lockt Nutzer mit kostenlosem Service und innovativen Features. Millionen Menschen sind schnell darauf angewiesen und nutzen es täglich. Mit der Zeit beginnt sich die Plattform jedoch zu verändern – gewünschte Funktionen werden kostenpflichtig, Werbung beeinträchtigt das Benutzererlebnis und das Gesamtgefühl verschiebt sich in Richtung einer eher geschäftlichen, weniger angenehmen Atmosphäre.
Dieses vom Autor Cory Doctorow als „Enshitting“ bezeichnete Phänomen verdeutlicht eine entscheidende Verschiebung der Prioritäten: Die Bedürfnisse der Nutzer werden zunehmend zweitrangiger gegenüber den Forderungen der Aktionäre. Im Internet gibt es zahlreiche Beispiele für diesen Rückgang. Die Nutzer sind oft an eine Handvoll Plattformen großer Technologieunternehmen gebunden, von denen viele im Laufe der Zeit an Qualität verloren haben.
Das Ergebnis ist, dass genau das Netz, das sich sein Schöpfer Tim Berners-Lee vorgestellt hat, ebenso wahrscheinlich Angst wie Freude hervorruft. Das neue Buch von Berners-Lee unterstreicht jedoch, dass dieses Ergebnis nicht unvermeidlich ist. Die Wurzel des Problems liegt seiner Meinung nach darin, dass den Nutzern die Kontrolle über ihre eigenen Daten fehlt – die Grundlage des Online-Erlebnisses.
Die Leistungsfähigkeit von Daten-Pods: Eine benutzerzentrierte Lösung
Berners-Lee schlägt eine Lösung vor: das Konzept eines „Daten-Pods“. Dieses System würde sicherstellen, dass alle von einem Benutzer generierten persönlichen Daten in einem speziellen, vom Benutzer kontrollierten Pod gespeichert werden. Einzelpersonen könnten diese Daten dann jederzeit selektiv mit verschiedenen Plattformen und Diensten teilen und den Zugriff genauso einfach widerrufen.
Stellen Sie sich vor, Sie könnten eine Plattform verlassen und dabei eine „Enshittingifizierung“ erleben, ohne jahrelange Fotos, Nachrichten und Vorlieben zu verlieren. Daten-Pods würden dies Wirklichkeit werden lassen und den Nutzern einen starken Hebel bieten, um die Anreize gewinnorientierter Plattformen auszugleichen. Anstatt an einen sich verschlechternden Dienst gebunden zu sein, könnten Benutzer ihre Daten und ihre Erfahrung nahtlos an einen anderen Ort migrieren.
Der Weg zur Adoption: Hindernisse überwinden
Während die Vorteile von Daten-Pods offensichtlich sind, erfordert die Einführung eines solchen Systems die Bewältigung erheblicher Herausforderungen. Berners-Lee glaubt, dass eine kritische Masse von Early Adopters letztendlich die Nachfrage nach dieser Änderung ankurbeln könnte. Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass große Technologieunternehmen freiwillig die Kontrolle über wertvolle Benutzerdaten aufgeben.
Damit kommt den Regierungen eine Schlüsselrolle zu, da sie die Macht und Praktiken großer Technologieunternehmen zunehmend unter die Lupe nehmen. Die Verpflichtung zur Datenübertragbarkeit und die Rückgabe der Kontrolle an die Nutzer wären ein sinnvoller Schritt zur Schaffung eines gerechteren und nutzerzentrierteren Internets.
Bei der Umstellung auf benutzergesteuerte Daten geht es nicht nur darum, Frustrationen zu vermeiden; Es geht darum, die ursprüngliche Vision des Webs wiederherzustellen – einen Raum für offene Innovation, Zusammenarbeit und Benutzerermächtigung.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Anstieg der „Enshitting“ die Bedeutung des Dateneigentums unterstreicht. Indem Einzelpersonen mithilfe von Systemen wie Daten-Pods die Kontrolle über ihre eigenen Daten erhalten, bietet sich ein greifbarer Weg zur Rückeroberung des Internets und zur Verhinderung des Niedergangs von Online-Plattformen. Es ist eine Herausforderung, die gemeinsame Anstrengungen erfordert, aber die potenziellen Vorteile – ein lebendigeres, benutzerorientierteres Web – sind die Investition durchaus wert.





































































